Waymo-Robotaxis: US-Behörde untersucht Unfallserie

Unfälle selbstfahrender Waymos wecken behördliche Zweifel an der Verkehrssicherheit. Amazon.com und Fisker kommen ebenfalls unter die Lupe.​

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Weißes Waymo-Robotaxi
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22 Vorfälle beim autonomen Fahrbetrieb von Waymo-Autos im Straßenverkehr ziehen eine behördliche Untersuchung nach sich. Das Office of Defects Investigation (ODI) hat eine vorläufige Evaluation des Selbstfahrsystems der Alphabet-Tochter Waymo eröffnet. Grund sind unerwartete Verkehrsunfälle, darunter Kollisionen mit fixen Hindernissen, sowie potenzielle Verletzungen von Verkehrssicherheitsvorschriften. Bei der Amazon-Tochter Zoox möchte das ODI eruieren, warum selbstfahrende Zoox-Fahrzeuge zweimal grundlos abrupt gebremst haben und dabei jeweils von einem nachfolgenden Motorrad gerammt wurden.

Das geht aus Veröffentlichungen auf der Webseite der US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) hervor. Das ODI ist eine Abteilung der NHTSA. Zoox entwickelt Selbstfahrsysteme für Kfz und baut Toyota Highlander entsprechend um. Die beiden unerklärlichen Notbremsungen seien bei gutem Licht und den für den Betrieb vorgesehenen Bedingungen (Operational Design Domain) erfolgt; die nachfolgenden Motorradfahrer seien jeweils leicht verletzt worden. Zusätzlich soll die vorläufigen Evaluation Zoox' (Az. PE24015) zeigen, wie sich das System bei Zebrastreifen gegenüber Fußgängern und Radfahrern verhält.

Bei Waymo (Az. PE24016) geht es um das Selbstfahrsystem der fünften Generation der Google-Schwester. Der Computer hat Waymo-Autos gegen geschlossene Tore, Absperrketten, einen gerade in Abschleppung befindlichen Pickup (gleich zweimal), ein geparktes Auto sowie ein SUV gesteuert. Bei einem weiteren, weniger riskanten Vorfall ist ein Waymo rückwärts in im Boden eingelassene Spikes gefahren, was der Einrichtung entsprechend einen Reifenschaden herbeigeführt hat.

Personenschäden sind nicht bekannt, und Waymo hat die Kollisionen vorschriftsgemäß selbst angezeigt. Aus Medienberichten hat die Behörde erfahren, dass ein Waymo-Robotaxi etwa 30 Sekunden im Gegenverkehr gefahren ist. Auch diese Situation untersucht das ODI nun.

Ebenfalls einer vorläufigen Evaluation muss sich der strauchelnde Elektroautohersteller Fisker stellen (Az. PE24013). Dabei geht es allerdings nicht um autonome Fahrsysteme, sondern "nur" um automatische Notbremsungen. Der Behörde liegen acht Beschwerden vor, wonach Fisker Oceans ohne erkennbaren Grund selbsttätig in die Eisen gestiegen sind, manchmal bis zum kompletten Stillstand mitten in der Fahrspur. Drei dieser Vorfälle sollen zu Körperverletzungen geführt haben.

Abgeschlossen hat das ODI jüngst eine 2020 eingeleitete Untersuchung Teslas (Az. EA20003). Damals stellte sich heraus, dass die in Tesla-Modellen S (2012-2018) und X (2106-2018) eingebauten rückwärtigen Kameras nach fünf bis sechs Jahren den Geist aufgeben, weil das genutzte Flash Memory nur für 3.000 Schreib-Lösch-Zyklen ausgelegt ist. Das führt nicht nur zu einem Ausfall der Rückfahrkamera, sondern betrifft auch das irreführend "Autopilot" genannte Fahrerassistenzsystem, Blinker, die für Enteisung und Antibeschlag genutzte Lüftung sowie andere Systeme. Nach anfänglicher Gegenwehr hat sich Tesla 2021 zu einem Rückruf mit gebührenfreiem Hardwaretausch durchgerungen.

(ds)